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März 24 - Sand im Getriebe

Was für eine Überraschung im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung Bergedorf: Es gibt nirgendwo die erforderlichen Mengen an Sand für Oberbillwerder. 

Und fast noch wichtiger: Es gibt keinen Logistiker, der als Generalunternehmer die Sandlieferungen organisieren will. 

Nun soll der Sand in kleinen Tranchen kommen, sobald er gebraucht wird.

Welche Folgen hat das? Die Erschließung zieht sich erheblich länger hin als über die geplanten vier Jahre. Die Kosten werden mit Sicherheit bei kleinteiliger Lieferung erheblich steigen. Künftige Bewohner und bestehende Anwohner werden jahrelang Sandlieferungen zu ertragen haben.

Die Begründung für den Stadtteil, bezahlbaren und vor allem kurzfristig Wohnraum zu schaffen, rückt damit in weite Ferne. 

Hamburg sollte sich sehr schnell von der Idee verabschieden und alle planerischen Ressourcen dafür aufwenden, bezahlbaren Wohnraum im Bestand zu schaffen.

Auszug aus einem Artikel der Bergedorfer Zeitung:
IBA Projektkoordinator Christian Färber bestätigte im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung, dass es noch immer keine Ausschreibung für die erheblichen Mengen an Sand gebe. Immerhin müssen weite Teile Oberbillwerders um bis zu 1,50 Meter aufgeschüttet werden, was für die 118 Hektar des Stadtteils nach Schätzungen bis zu drei Jahre dauert. Vorausgesetzt, die IBA findet überhaupt genügend Lieferanten. Gelingt es nicht, diese Grundlage dieses 105. Hamburger Stadtteils jetzt zu organisieren, ist der für 2027 terminierte Baustart für die Gebäude im zentralen Bahnquartier nicht mehr einzuhalten.

 

Ein paar  Tage nach dem Zeitungsbericht  rudert die IBA zurück... 

Alles nicht so schlimm, meint die IBA, Sand gäbe es nur in kleinen Mengen für die jeweiligen Bauabschnitte, die Investoren müssten dann selbst für die Aufschüttung ihrer Bauflächen sorgen.

Was dieses Vorgehen für den zusätzlichen Verkehr, die Mehrkosten, die tatsächliche Zeitplanung durch eine verlängerte Bauphase und vor allem für das Zusammenspiel von möglicherweise aufgehöhten, gar schon bebauten und noch nicht angeschütteten Flächen (vor allem im Hinblick auf die Entwässerung) bedeutet, wird nicht gesagt. 

Auch steht völlig in den Sternen, ob es überhaupt Investoren gibt, die sich zusätzlich noch um ihr eigenes Sandmanagement kümmern wollen.

Da das Markterkundungsverfahren seit zwei Jahren beendet ist, aber noch immer unter Verschluss liegt, drängt sich der Eindruck auf, dass wichtige Informationen zurückgehalten werden sollen.

Langsam müsste man sich als Bürger:in der FHH einmal die Frage stellen, wie Schaden durch die schlechte Kommunikation der IBA abgewendet werden kann…

Bergedorfer Zeitung 18.3.24: Bericht zu Problemen des Sandmanagements für Oberbillwerder
Bergedorfer Zeitung 18.3.24: Bericht zu Problemen des Sandmanagements für Oberbillwerder
Klimaschädlich und extrem teuer: Billwerder beerdigen
Klimaschädlich und extrem teuer: Billwerder beerdigen

Als möglicher Investor oder Bauträger könnte man abgeschreckt werden. Da entstehen der Stadt Hamburg wirtschaftliche Nachteile.




Feb 24 - Kein Kahlschlag für Feldlerchen

Im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung Bergedorf wurde es Ende September 2023 publik: Im Zuge einer vorgezogenen Ausgleichsmaßnahme (Verlagerung der Brutplätze der Feldlerche) sollten in Billwerder zeitnah 59 Hybridpappeln gefällt und 46 auf 5 Meter gekürzt. Es handelt sich dabei um die zickzackförmige Baumpflanzung hinter dem Reiterhof Graumann. Jeder, der den Mittleren Landweg am Billwerder Billdeich nutzt, sieht diese, die Landschaft bestimmende, Baumreihe.

 

Begründung: Feldlerchen brauchen zur Brut ein weitgehend flaches und unbewachsenes Gelände. Das haben sie dort, wo sie jetzt brüten. Allerdings liegt dieses im Bereich des Plangebiets für Oberbillwerder und der westlichen Erschließung. Durch die Ausgleichmaßnahme soll das Brutgebiet nach Westen verlagert werden. Die von der Motorsäge bedrohten Pappeln stehen dort jedoch zu nahe am geplanten Brutgebiet, denn Feldlerchen als Bodenbrüter verschmähen Baumbestand im Brutgebiet.

 

Warum die Fällung zu diesem Zeitpunkt? 

Eine Ausgleichsmaßnahme muss funktionieren, wenn der Eingriff beginnt. Das bedeutet, dass zur kommenden Brutsaison alles vorbereitet sein muss, damit der Bau von Oberbillwerder zur Brutsaison beginnen kann. Soweit das Kalkül der Planung.

 

Alles  spricht unserer Meinung nach dagegen. 

Hier würde ein Eingriff in die Natur mit einem noch viel teureren Eingriff bezahlt. Feldlerchen sind zwar besonders geschützt. Die Hybridpappeln aber bieten Schutz und Wohnraum für bis zu acht Fledermausarten. Fledermäuse orientieren sich auf ihrem Beuteflug an Knicks, Bäumen und idealerweise an Baumreihen. Viele Fledermausarten, darunter alle in Billwerder vorkommenden, sind streng geschützt. Die Pappel-Reihe weist gemäß eines Gutachtens von 2017 die größte Aktivität von Fledermäusen auf. Eine solche Maßnahme würde sie in Billwerder verschwinden lassen.


Hybridpappeln sind schnell wachsende Bäume, die bis zu 30-40 Meter hoch und im Idealfall bis zu 300 Jahre alt werden.


Der Baumverlust würde nur teilweise ausgeglichen. Unser Standpunkt ist, so interpretieren wir die Baumschutzverordnung, dass die fünfzig Jahre alten und hohen Bäume mit größerem Stammdurchmesser nicht nur eins zu eins durch Jungbäume ausgeglichen werden müssen, sondern im Rahmen ihres tatsächlichen Wertes durch mehrere Jungbäume und das auch noch ortsnah. Geplant ist lediglich, das anfallende Holz und den Schnitt in einem neu angelegten Knick als Ausgleichsmaßnahme zu verbauen.

 

Eine dringend vorgeschriebene biologische Begleitung und Begutachtung der Arbeiten sollte es nicht geben.

 

Das Landschaftsbild Billwerders, das durch die Baumreihe so markant geprägt wird, würde für immer verändert. 

 

Die Dorfgemeinschaft Billwärder meint: ein Skandal!

- weil dadurch bereits Tatsachen geschaffen würden, indem streng geschützte Fledermäuse vertrieben und Bäume gefällt würden.

 

Wir sind entsetzt, dass ohne einen gültigen Bebauungsplan diese Fällung vorab vollzogen werden sollte.

 

Die Dorfgemeinschaft Billwärder setzt sich mit all ihren Möglichkeiten aktiv für den Erhalt der Pappeln ein.

 

Und das hat vorerst zum Stopp der geplanten Maßnahme geführt: 27.2.2024  "Eilantrag einer Umweltvereinigung gegen die Fällung einer Pappelreihe für den neuen Stadtteil Oberbillwerder erfolgreich"!

Das Oberverwaltungsgericht Hamburg hat hier größeren ökologischen Sachverstand gezeigt als die Hamburger Umweltbehörde. 


Download
Pressemitteilung Dorfgemeinschaft Billwärder
Pressemitteilung der Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille e.V. zum Urteil des Oberverwaltungsgerichts Hamburg
PM Dorfgem Billwerder 2024-02-28.pdf
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Blick vom Mittleren Landweg (Foto: Dorfgemeinschaft Billwärder e.V.)
Blick vom Mittleren Landweg (Foto: Dorfgemeinschaft Billwärder e.V.)
Die Pappeln werden bis zu 40 Meter hoch (Foto: Dorfgemeinschaft)
Die Pappeln werden bis zu 40 Meter hoch (Foto: Dorfgemeinschaft)
In Zeiten der Klimakatastrophe arbeitet Bergedorf mit der Säge. (Foto: Dorfgem.)
In Zeiten der Klimakatastrophe arbeitet Bergedorf mit der Säge. (Foto: Dorfgem.)
Artenschutz: Wichtige Heimat für bedrohte Fledermäuse und andere (Foto: Dgem.)
Artenschutz: Wichtige Heimat für bedrohte Fledermäuse und andere (Foto: Dgem.)
Blick auf die Pappeln: Rot= Fällen Gelb= Kürzen (Abb.: Dorfgemeinschaft)
Blick auf die Pappeln: Rot= Fällen Gelb= Kürzen (Abb.: Dorfgemeinschaft)


2024 - Ablasshandel mit Natur

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Hier hat man es weder gut gemeint, noch ist was Gutes dabei herausgekommen. Die großflächige Zerstörung von intakter Kulturlandschaft in Unterbillwerder mit seltenen Arten wie Kiebitz, Feldlerche und Tellerschnecke, sowie gefährdeter Pflanzenarten ist fast vollendet. 

 

Schon seit Monaten graben Bagger die Marschlandschaft in Unterbillwerder zwischen Billwerder Kirche und der JVA komplett um. Jetzt gleicht das Landschaftsbild eher einer Marslandschaft. Das Baggergut liegt vorerst neben den ausgehobenen Gräben.

Wozu das Ganze? Um die erwartete Zerstörung von 118 Hektar Natur in der Kulturlandschaft Oberbillwerders auszugleichen und die dort vertriebenen Arten hier anzusiedeln. Im Spiegel (52/2004) wurden solche Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen von Bauvorhaben als "Ablasshandel mit Natur" bezeichnet.

Es kann nicht gelingen, die Landschaft rechtzeitig vor der Brutsaison einigermaßen so zu modellieren, dass sich die gefährdeten Arten in diesem Jahr hier wieder einfinden. Der nasse, aufgeweichte Boden ist für eine Bautätigkeit nur schwerlich befahrbar.

Es ist also niemals gut gemeint, wenn zerstörte Natur mit Naturzerstörung ausgeglichen wird. Wieviel mag diese Ausgleichsmaßnahme kosten?

Die kalte Jahreszeit in der Marsch, mit Wasser auf hunderten von Hektar ist für Bautätigkeiten gänzlich ungeeignet und daher niemals eine gute Idee. Es zeugt von Planungsfehlern - also nicht einmal gut gemacht. 

Januar 24: Hier wurde intakte Natur begraben. Hinten die erweiterte JVA.
Januar 24: Hier wurde intakte Natur begraben. Hinten die erweiterte JVA.
Früher: Kulturlandschaft, Gräben, Vögel u.a.. JVA umgeben von Bäumen.
Früher: Kulturlandschaft, Gräben, Vögel u.a.. JVA umgeben von Bäumen.


Naturparadies Acker

Immer mal wieder kommt dieser Satz, wenn über die Flächen in Oberbillwerder gesprochen wird: "Das ist doch nur ein Acker!" Zunächst einmal ist es in der heutigen Zeit nicht unwichtig einen Acker zu haben, der für unsere Ernährung sorgt. In einer Kulturlandschaft ist das Vorkommen eines "Acker" oder von Weideland nicht unüblich. Acker ist die Bezeichnung für landwirtschaftlich genutzten Boden.

Neben der Nutzung für die Landwirtschaft enthält die Fläche in der Kulturlandschaft Billwerder auch zahlreiche und geschützte Tierarten. Im Vorübergehen sieht man davon nicht viel. Die Flächen sind auch sehr groß. Dafür muss man sich etwas Zeit nehmen und genauer hinschauen. Unser Vogelexperte (professioneller Biologe) hat in nur einer Stunde im Juni 2023, in dem Gebiet von Oberbillwerder folgende Beobachtungen gemacht:

"Ich bin heute nochmal der Treckerspur gefolgt und habe auf ca. 60 ha folgendes festgestellt u.a. auch mit zahlreichen Klangaufnahmen. 6. Juni 2323, 5 - 6 Uhr, z.T. nebelig, sehr hohe Gesangsaktivität.

  • ca. 60 (!) sing. Feldlerchen... enorm hohe Dichte an Randstreifen und Umgebung ...
  • ca. 6 sing Wiesenpieper... auf Grünland
  • mind. 1 Grauammer... auf Weißdorn an Gewässerrandstreifen-Hochstaudenflur sitzend und auffliegend beobachtet
  • 1 Braunkehlchen-Männchen... auf Gewässerrandstreifen-Hochstaudenflur in Wiese sitzend beobachtet
  • ca. 20 sing Schafstelzen
  • 1 Rohrweihe.... jagend über Grünland...
  • mehrere Paare Kiebitze mit Jungen... in höheren Bohnen gut getarnt :)
  • mind. 1 Paar Neuntöter mit Jungen
  • mind. 1 Rebhuhn... beobachtet an Randstreifen von Acker und Grünland...
  • mind. 1 Wachtel...rufend...
  • Nachtigall
  • Pirol
  • braun-weißes Reh... Nachkommen von braun&weiß?"

Ebenso befindet sich auf der Fläche eine Menge von Insekten: Schmetterlinge, Libellen, Heuschrecken u.a..  Die Vögel stehen in der Nahrungskette und kommen hier nicht ohne Grund so häufig vor. Das ist ein eindrucksvoller Hinweis zur Artenvielfalt, den ein Nicht-Naturexperte nicht vermuten würde. Und was schätzen die Tiere zusätzlich an dieser Fläche? Die Weite. Sie gewährt ihnen Ruhe und Sicherheit. Der Bau von Oberbillwerder würde diesen Zustand zerstören. Er wirkt gegen die Artenvielfalt, in einer Zeit in diese immer mehr an Bedeutung zunimmt. Da helfen auch kein Grüner Loop oder Animal-Aided-Design.

Blick auf die Flächen in Oberbillwerder
Blick auf die Flächen in Oberbillwerder
Jedes Jahr nutzen die Störche den Acker für die Futtersuche.
Jedes Jahr nutzen die Störche den Acker für die Futtersuche.
Besonders viel Leben findet sich an den Gräben wieder.
Besonders viel Leben findet sich an den Gräben wieder.


Rettet Hamburgs Grün

"Nein zu Oberbillwerder" ist Teil der Volksinitiative Rettet Hamburgs Grün. Das Ziel der Volksinitiative ist der Schutz aller großflächigen Grün- und Landwirtschaftsflächen über einem Hektar vor Bebauung und Versiegelung, damit die Natur geschützt  und die Klimakatastrophe gemildert werden. Wir fordern den Hamburger Senat und die Bürgerschaft auf, dies zu stoppen.

Detaillierte Informationen https://rettet-hamburgs-gruen.de/

Logos Unterstützer Rettet Hamburgs Grün
Übersicht über unterstützenden Initiativen.


Mindestens 1,2 Mio T Sand auf Billwerder

Foto von Christian Faesecke - Sand Indien
Foto von Christian Faesecke. Ist verlinkt mit Beitrag "Indiens Kampf um Sand".

Sieht so die Zukunft der Billwerder Kulturlandschaft aus?
Auf denkbar schlechtem Marsch-Untergrund werden viele Tiere und Pflanzen vertrieben und zerstört. Ein gigantischer CO2-Turbo läuft dann an, um mindestens 1,2 Millionen Tonnen Sand für die Aufschüttung des Geländes anzufahren.
Wir gehen von deutlich höheren Mengen aus, als bislang angesprochen. Die Klimakatastrophe wird bei dem Wohnungsbauprojekt Oberbillwerder komplett ausgeblendet. Mindestens 118 ha Grünland würden verschwinden. Die Planungsgesellschaft IBA verschweigt dieses Thema in ihrer Öffentlichkeitsarbeit komplett. Der  von den Planern vielgepriesene "Grüne Loop" ist nichts weiter als ein Feigenblatt unter das man die wahre Zerstörung der Natur versteckt. Greenwashing im Namen der Stadt Hamburg!

Der Fotograf Christian Faesecke hat diese indische Impression übermittelt. Titel: Mehrere LKWs stehen zwischen aufgeschütteten Sandbergen im Flussbett des Flusses Subarnarekha nahe der Stadt Jaleswar im ostindischen Bundesstaat Orisha.
Faesecke berichtet in einem Blog über die schmutzigen Geschäfte mit dem Sand.



Zerstörungsplan für Billwerder

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Mit dieser Übersicht zu fünf geplanten Flächen wird deutlich, wie gewaltig diese für den Stadtteil (das Dorf!) Billwerder sein werden. Eine Vertretung der Dorfgemeinschaft erhielt am 11. Juli 2020 Redezeit im Bergedorfer Stadtentwicklungsausschuss. Unsere Standpunkte zum Bürgerbegehren wurden sehr ausführlich vorgetragen. Der Ausschuss fand coronabedingt  unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. 

Download
Plan inkl. Verlinkungen (rechte Spalte)
Fünf weitere Flächen für die geplante Zerstörung von Billwerder
Karte_Zerstoerung_Kulturlandschaft_Billw
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Gegen Oberbillwerder

Hamburgs geplanter 105. Stadtteil im Modell

Für Grünflächenerhalt

Kulturlandschaft in Billwerder heute



Arbeitsgemeinschaft
„Paradies Billwerder erhalten“
der Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille e.V.
Billwerder Billdeich 254 · 21033 Hamburg